Zurück zu den Eltern ( Corona made me do it – and I am glad about it)

Ja, du liest richtig. Ich wohne momentan wieder bei meinen Eltern. Warum? Corona ist schuld.

Naja, gut. Corona ist nicht direkt Schuld. Es war ja meine bzw. unsere Entscheidung. Aber alles von Anfang an.

März 2020

Könnt ihr euch noch daran erinnern, als Corona diese komische Lungenkrankheit in irgendeiner Stadt irgendwo in China war? Ja, ich auch nicht mehr wirklich.

Allerdings werd ich wohl nie vergessen, dass es ein Freitag der 13. war, an dem die Regierung vor die Presse trat und den Lockdown mit Montag verkündete.

In meiner Firma war man da noch davon überzeugt, dass das nur wenige Tage oder Wochen so sein würde. Auf jeden Fall durften wir alle ab Montag im Home Office arbeiten…aber nur, weil wir zuvor einen Zettel unterschreiben mussten, in dem wir bestätigten von zuhause aus auch wirklich zu arbeiten.

Das ist mittlerweile 13 Wochen her. In diesen 13 Wochen ist einiges passiert. Für viele von uns.

Zurück zu den Eltern

Ich lebe seit November 2013 in Wien. Zuerst in einer 35 m2 Einzimmerwohnung in der Dreyhausenstraße, seit April 2016 in einer 49 m2 Wohnung nur ein paar Straßen weiter Stadteinwärts.

Nachdem mein Traum von der Schauspielerei und einem Leben in New York platzte, war kurz nach meiner Rückkehr nach Österreich für mich klar, dass ich NIE UND NIMMER in Tulln leben wollte. Kaff. Klein. Nix los. Fad. Schrecklich. Ich musste nach Wien. Am besten so schnell wie möglich. Als ich nach einem dreiviertel Jahr bei den Vereinigten Bühnen Wien also zur Teilzeitkraft aufgestuft wurde, machte ich mich auf die Wohnungssuche und war seither glückliche Wienerin.

Wien war nie New York. Aber es war die Großstadt. Einfach geil.

Zumindest, wenn man bei einem 40 Stunden Job den Großteil der Woche in der Arbeit und die Wochenenden mit Ausflügen oder Besuchen bei den Eltern „am Land“ verbringt.

Eigentlich war ich glücklich.

Dann kam Corona.

Home Office. Einsam. Das Rausmüssen mit dem Hund. Viele Menschen. Eine ganz komische Stimmung.

Es war eine Kombination aus allem, die mich dazu bewegte eines Nachmittags unter Tränen (oh, Leute wie ich mir wünsche das kontrollieren zu können…aber ich bin ein Wasserhahn.) meine Mutter anzurufen. Ich wurde mit Sack und Pack abgeholt und „zog“ fürs erste nach Tulln. Im Glauben, das es nicht für lange sein würde.

Tja. So kann man sich täuschen.

Denn obwohl ich immer schon ein sehr gutes und enges Verhältnis zu meinen Eltern hatte, tat uns der Abstand doch immer auch gut. Trotzdem meisterten wir das Zusammenleben, worüber wir alle selbst überrascht waren.

Where is home?

Schließlich dachte ich Mitte Mai daran wieder zurück nach Wien zu gehen. Immerhin war ich nun doch schon seit einigen Wochen Gast im Haus meiner Eltern und so ganz heimelig fühlte es sich doch nicht an. Ich lebte aus dem Koffer, fühlte mich schuldig wenn ich Dreck hinterließ und konnte nicht mehr ganz so entspannen. Also wollte ich am Abend des Muttertags wieder nach Wien ziehen.

Ich packte also all mein Hab und Gut in mein neues Auto (eine Anschaffung um mich, besonders mit Hund, freier in der Großstadt zu fühlen) und fuhr zurück nach Wien.

Und dann passierte etwas, das ich noch nie zuvor erlebt hatte.

Schon am Nachmittag merkte ich eine innere Unruhe. Ich dachte mir nichts dabei, war halt ein wenig komisch nach so vielen Wochen wieder alleine zu sein. Also ignorierte ich diese Gefühle.

Doch als ich in Wien war, sollte nichts mehr so sein wie vorher. Mein Puls raste. Ich konnte nichts essen. Ich fühlte mich so unwohl, so eingesperrt in meiner eigenen Wohnung. Es roch komisch. Die Stadt war so laut und stank. Es waren keine Bäume und nichts Grünes mehr da. Die hohen Häuser gaben mir das Gefühl eingesperrt zu sein.

Ich lag die gesamte Nacht wach.

Am nächsten Tag konnte ich mich kaum beruhigen. Ich zitterte am ganzen Körper, war komplett übermüdet. Fühlte mich einsam und wollte zurück aufs Land. Gleichzeitig fühlte ich mich als Versager. Weichei. Wieso musste ich jetzt so ein Theater machen? Das der Hund es grüner braucht, war doch sicher nur eine Ausrede.

Ich versuchte mich zu beruhigen, sagte mir, das ich einfach ein wenig Zeit brauchte um mich wieder an das Alleine leben zu gewöhnen.

Doch ich hielt es keine weitere Nacht in der Großstadt aus.

Ich telefonierte mit meiner Mutter und kam noch am selben Tag wieder nach Tulln zurück. Zwar hatte ich auch dort jetzt das Gefühl nicht hinzugehören, aber nach ein paar Tagen hatte das Adrenalin dieser Panik-Nacht meinen Körper verlassen und ich mich wieder beruhigt.

Das war dann auch der Moment in dem ich feststellte, dass ich nicht mehr in Wien leben wollte. Es ist eine schöne Stadt. Sie bietet sehr viel und ich werde vor allem die Englischsprachigen Kinos vermissen. Aber Tulln ist keine 30 Auto- und nur 20 Bahnminuten entfernt, das wird sich einrichten lassen.

Und ja, ich werde nach Tulln ziehen!